Zur schönen Aussicht

Zur schönen Aussicht, 2002
Installation mit zehn Guckkästen
Fensterfront West und Ost im 1. Stock
Stahl, Holz, Optiken, Plastik, Aluminium, Glühbirnen, Fotografien
Höhe ca. 150 cm, 170 cm

Zur schönen Aussicht entstand im Rahmen von Johanna Smiateks Aufenthalt im Künstlerhaus Meinersen 2002. Insgesamt zehn Fotografien waren in beleuchteten Guckkästen montiert, welche auf Stahlstativen befestigt und mit einer monokularen Optik ausgestattet waren. Fünf der Kästen befanden sich vor einer nach Osten ausgerichteten Fensterfront. In ihnen erkannte man Gartenzwerge, die einzeln oder in Gruppen den Vorgarten des Künstlerhauses bevölkerten und dort ihr Unwesen trieben. Weitere fünf Kästen befanden sich in einem anderen, nach Westen gerichteten Raum und zeigten verschiedene Objekte der Künstlerin in der Landschaft hinter dem Haus, wie einen Koffer oder ein aus Wachs gebildeter Arm. Johanna Smiatek hatte die Dinge exakt aus den Fenstern jener Räume fotografiert, in denen sich später die Installation befand. Die Betrachter schauten also auf die Szenen aus demselben Blickpunkt, den sie in Wirklichkeit einnahmen. Dabei wirkten die Guckkästen wie ein fiktionaler Filter auf diese Wirklichkeit. Die Installation ermöglichte, zwischen verschiedenen Realitätsebenen zu wechseln und in spielerischer Weise eine inszenierte Welt mit der eigenen Sicht auf die Dinge zu vergleichen.
Zur schönen Aussicht zählt zu einer andauernden Werk-Serie, bei der die Künstlerin in unterschiedlichen Formen einen verstellten, indirekten Blick auf die Wirklichkeit thematisiert. Ebenfalls 2002 schuf sie auch das Objekt Auf Reisen. Dabei handelt es sich um einen alten Koffer, der durch einen Türspion den Blick auf sein Inneres preisgibt. Dort sehen die Betrachter eine beleuchtete Szene, die aus einem von einem Baldachin umwölbten Bett besteht, unter dem zwei Füße zu erkennen sind. Diese Modellwelt täuscht die Betrachter jedoch über ihre tatsächliche Größe, sodass man das Innen nicht mit dem Außen des Objektes schwellenlos in Verbindung bringen kann.
Beide Arbeiten von 2002 gehen zurück auf eine Installation, die die Künstlerin am Ende ihres Studiums 1997 fertigte und bei der der Blick in ihr Atelier durch eine Vorrichtung bewusst behindert wurde. Die Betrachter wurden aufgefordert, ihre Köpfe durch eine Wandöffnung in einen Kasten zu stecken, der mit einer stark verkleinernden Optik ausgestattet war. (Zitat Marc Wellmann)


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